Nachruf an Frau
Pauline Sonnleithner, geborne Wallishausser,
gestorben am 3. Februar 1853.

Wenn auf der Ehre Feld ein Krieger sinkt,
So tönt sein Lob noch in den fernsten Tagen,
Auf seinem Sarg der grüne Lorber winkt,
Zu Grabe wird er, ruhmbekränzt, getragen.
Und eine Mutter, die für´s kranke Kind
Das eig´ne Leben opfernd hingegeben,
Hat wie der Held den Lorber sich verdient,
Den sie erkauft mit ihrem jungen Leben.
Und so gingst Du von uns*. Ein einzig Mal
Hast Du den Deinen bitt´ren Schmerz bereitet,
Als Du zum Himmelflug vom Erdenthal
Die Engelsschwingen sterbend ausgebreitet.
So steig´ empor zum ewigen Morgenroth,
In Deine Heimat, in den Himmel kehre,
Denn siegend starbst Du einen schönen Tod
Als Heldin auf dem Feld der Mutter-Ehre.
Und für Dein Kind, die Waise, zart und klein,
Hegt Keiner einen andern Wunsch auf Erden,
Als daß wie Du es bleibe gut und rein,
Daß es wie seine Mutter möge werden!
Anton Langer

* Durch eine Verkühlung bei der Pflege ihres kranken Kindes holte sich die den Ihren Unvergeßliche im 23. Jahre den Tod.
[Wiener Theater-Zeitung. 46. Jg. Nr. 30. 8.2.1853. S. 130.]