Wallishaussersche
Buchhandlung Klemms Werdegang bis zur Übernahme der Wallishausserschen Buchhandlung Am 24. April 1821 wurde Josef Gustav Georg Klemm in Wiener Neustadt geboren. Sein Vater Lorenz Klem [sic] übte den Beruf eines Oberfouri[e]rs aus, seine Mutter hieß Anna, geb. Bergmann. Kurz nach seiner Geburt übersiedelte die Familie nach Wien. Über seine Schulzeit ist uns nichts bekannt, jedoch seine berufliche Laufbahn können wir an Hand des Merkantil-Aktes genau rekonstruieren (WStLA, Namensverzeichnis zu Band VIII-XIV des Merkantil Protokolls 1850–63; Klemm Josef Buchhändler Band 9 Fol. 212 Reg. Nr. 137). Sie beginnt mit der Lehrzeit in Klagenfurt bei Josef Sigmund, und endet bei Kaulfuhs Wwe.& Kugler in Klagenfurt 1840. Er lernte nicht nur den normalen Buchhandel, sondern auch die Arbeiten im Antiquariat. Anschließend blieb er als Gehilfe bei der Firma Kaulfuhs Wwe & Kugler und verließ im Jänner 1841 Klagenfurt, um nach Wien zu gehen. Von 11. Jänner 1841 bis 19. Dezember 1842 ist er Gehilfe der Firma C. F. Mörschner in Wien. Längere Zeit war er dann in der Buchhandlung Jasper, Hügel & Manz in Wien beschäftigt und zwar vom 1. Jänner 1843 bis 1. Mai 1848. Hier hatte er schon die Position eines ersten Gehilfen inne, es wird ihm auch ein wesentlich aussagekräftigeres Zeugnis ausgestellt. Diese Stelle bei der Firma Jasper hat die berufliche Entwicklung Josef Klemms sicher sehr gefördert. Die nächste Stufe in seiner Laufbahn führt uns zu der Buchhandlung Leopold Sommer, Buchdruckerei-Besitzer und Verlagsbuchhändler in Wien. Josef Klemm wurde die selbstständige Führung der Verlagsbuchhandlung übertragen, diese Tätigkeit führt er vom 1. Mai 1848 bis Ende Dezember 1850 aus. Er verlässt die Firma mit dem Vorsatz, sich selbstständig machen zu wollen und bekommt ein hervorragendes Zeugnis. Über das vereinbarte Honorar gibt es ein extra Schreiben. Wie aus der Honorarnote ersichtlich verfügte Klemm schon zu dieser Zeit über ein passables Einkommen. Kurze Zeit nach dem Austritt aus der Firma Sommer vermählt er sich am 21. April 1851 in der Pfarre Alservorstadt mit der 23-jährigen Josepha Kummer. Er selbst ist 30 Jahre alt, jedoch im Trauschein wird sein Alter mit 28 Jahren angegeben.
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Aufgeschlossenheit
und Liberalismus sind zwei seiner hervorstechenden Charaktereigenschaften.
So lässt sich auch der Anfang seiner politischen Tätigkeit im
Revolutionsjahr 1848 nachvollziehen. Am 13.3.1848
gehörte er zu jenen 12 gewählten Deputierten, die sich unter
Führung Dr. Adolf Fischhofs zu den Ständen begaben, um die proklamierten
neuen Rechte durchzusetzen [Czeike, Felix: Historisches
Lexikon. Wien: Kremayr & Scheriau, 1992–1997. Band III, S. 531.] Hauskauf Seine finanzielle Lage und Kredite ermöglichten ihm und seiner Frau Josefa am 7. Februar 1851, das Haus samt Garten und dem in Folge höchster Hofentschließung vom 9. Februar 1802 darauf radizierten Kaffeesieder-Gewerbe zu Gumpendorf, an der Hauptstrasse Nr. 52, zu erwerben. Er selbst verfügt über 1/3 und seine Gattin über 2/3 des Besitzes [WStLA, Namensverzeichnis zu Band VIII–XIV des Merkantil Protokolls 1850–63, Bd. 9, Fol. 212, Reg. Nr.137.] In der Zeit vom Austritt aus der
Buchhandlung Sommer und dem Eintritt in die Wallishaussersche Buchhandlung
scheint Klemm sich mit dem Aufbau eines eigenen Verlages beschäftigt
zu haben. Nun ergibt sich überraschend eine Möglichkeit. Im
Jahre 1852 stirbt der langjährige Geschäftsführer der Wallishausserschen
Buchhandlung, Friedrich Scheurer. Josefine Wallishausser braucht einen
tüchtigen Nachfolger, um die Buchhandlung weiterführen zu können,
und schon im Februar 1852 tritt Josef Klemm als Geschäftsführer
ohne Prokura in die Wallishaussersche Buchhandlung ein. Er hat Josefine
sicher durch sein bestimmtes, fachlich kompetentes und selbstsicheres
Auftreten und durch seine volltönende Stimme beeindruckt und dabei
sein Ziel, eine eigene Buchhandlung und einen Verlag zu besitzen nie aus
dem Auge verloren. Bereits als Geschäftsführer der Wallishausserschen
Buchhandlung bekam er am 14. Dezember 1954 von der Polizei-Direktion die
Bewilligung, als Herausgeber des Journals „Der Salon“ tätig zu sein.
Dieses Schreiben ging auch an Johann Nordmann, Redakteur und bisheriger
Herausgeber des Salons. Die Graphik der Anzeigen von Josefine Wallishausser in der Wiener Zeitung zeigt, wie Klemm in seiner Tätigkeit als Geschäftsführer das Anzeigenwesen und die Reklame total vernachlässigt hat. Auf jeden Fall wurde durch die systematischen Aktionen von J. Klemm der Kaufwert der Buchhandlung sehr dezimiert und bewusst auf eine Übernahme hingearbeitet. Vielleicht war Josefine Wallishausser dieser ganzen Belastungen mit dem Geschäft schon müde und froh, einen tüchtigen Nachfolger gefunden zu haben. |
Josef Klemm übernimmt die Wallishaussersche Buchhandlung Die Übernahme der Buchhandlung gestaltete sich nicht so einfach. Aus dem Merkantil-Akt ist ersichtlich, wie genau und penibel die Behörden den Nachweis seiner Liquidität prüften. Josef Klemm musste über jeden Gulden seines Vermögens Rechenschaft ablegen. Es lässt den Schluss zu, dass die Behörden sich nicht vorstellen konnten, dass Josef Klemm sich so schnell ein Vermögen schaffen konnte, um eine Buchhandlung zu kaufen und den Fondsausweis von Fl. 10.000 zu erbringen. Endlich im Oktober 1856 bekommt Klemm den Bescheid und somit die Genehmigung für seine eigene Buchhandlung und die Fondsausweisung. Nun ist er Eigentümer der Wallishausserschen Buchhandlung. Ein paar Tage später, am 31. Oktober 1856, geht ein Rundschreiben an alle Kollegen und Kunden [Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler Leipzig].
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Der Standort der Buchhandlung blieb auch zu Klemms Zeiten dieselbe Adresse – Hoher Markt 541 [heute 1].
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Die Wallishausser’sche
Firma betreffend! Das Antiquariat Das Antiquariat muss sehr umfangreich
gewesen sein und befand sich im 1. Stock, Hoher Markt 1. Es wurde durch
den Ankauf aus Verlassenschaften, Verkäufe etc. unentwegt vergrößert
und bestand aus einem weitgespannten Sortiment, vom 16. bis zum 19. Jahrhundert
reichend. „Wir kaufen gute Antiquaria in größeren Partien zu angemessenen Preisen. Diejenigen Herren Collegen, welche antiquarische Lager besitzen, ersuchen wir um gefällige Mittheilungen von Catalogen und Preisangabe. Zugleich empfehlen wir uns zu: Uebernahme von Commissionen unter den auf hiesigem Platze üblichen Bedingungen. Wien, März 1860. Wallishausser’sche Buchhandlung. (Josef Klemm)“ [ÖBK 1860, Nr. 8, 10. März, S. 39 et passim] Dazu wäre noch zu sagen,
das Josef Klemm ein großes Glück mit seinen Mitarbeitern im
Antiquariat hatte. Erste Seite des Kataloges: Ab 1878 wurden nur mehr einzelne
Anzeigen gesetzt mit dem Vermerk, die neueste Liste antiquarischer Bücher
ist kostenlos in der Buchhandlung am Hohen Markt 1 abzuholen. Die Wallishausser’sche Buchhandlung
Das Antiquariat war mit Sicherheit eine gute Einnahmequelle und durch die exzellente fachliche Beratung Willforths ein Anziehungspunkt für die interessierten Kunden.
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Einige Angestellte der Buchhandlung Wie in seinem Antiquariat hatte Josef Klemm
auch gute Mitarbeiter in seiner Buchhandlung. Emil
Mänhardt war schon unter Josefine Wallishausser in der Buchhandlung
als Lehrling beschäftigt gewesen. Josef Klemm hat ihn übernommen
und als erster Gehilfe war er bis September 1864 tätig. Ab 1. Oktober
1864 war er Inhaber der eigenen Buchhandlungen in Ischl und Gmunden.
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Zeitschriften Josef Klemm war umtriebig, jedoch das Zeitungswesen scheint ihm besonders am Herzen gelegen zu haben. Wie schon erwähnt, war Klemm während seiner Zeit als Angestellter der Wallishausserschen Buchhandlung als Herausgeber des „Salon“ (1854) tätig. Er war auch Verleger und Herausgeber der „Monatsschrift für Theater und Musik“ 1855–65, von „Der Wanderer (1862) sowie von „A. Hugos Jagdzeitung“ 1858–1882. Anzeige aus Hugos Jagdzeitung
Sein Interesse an Zeitschriften war nicht nur auf Literatur und Musik beschränkt. Liberal und fortschrittlich wie Klemm war, ist die Zeitschrift „ Die neusten Erfindungen“, redigiert und herausgegeben von Dr. A. Stamm im Verlag der Wallishausserschen Buchhandlung (Josef Klemm), gedruckt in der J. B. Wallishausserschen k.k. Hofbuchdruckerei, erschienen ab 1857. Schon zwei Monate nach Erscheinen gibt es ein einseitiges Angebot für ein neues Abonnement. In dieser Zeitschrift brachte Klemm sämtliche Neuerscheinungen an Büchern für Handel und Gewerbe, Gartenbau, Landwirtschaft und Forstwirtschaft, für Technik und auch für Buchhaltung dem interessierten Publikum näher. Hier spürt man die Begeisterung Klemms für dieses Projekt. Einen Überblick gibt zum Beispiel eine seitenlange Einschaltung über Zeitschriften-Pränumerationen in seiner Buchhandlung. In Bäuerles „Wiener Theaterzeitung“ gab es auch einige Anzeigen. Einen literarischen Beitrag greifen wir heraus: „Die Wiener Gesellschaft“
Unter diesem Titel ist in der Wallishausserschen Buchhandlung (Josef Klemm)
eine kaum zwei Druckbogen umfassende Broschüre erschienen, welche
zur Aufgabe hat, die moderne Wiener Gesellschaft zu charakterisieren“
[Jg. 54, Nr.120, v. 24.8.1860, S. 477/78]. Ein früher Beleg für Klemms Wirken „Klemm, Josef. Buchhändler, geboren in Wiener Neustadt am 24. April 1821, übersiedelte 1833 mit seinen Eltern nach Wien, und widmete sich dem Buchhandel von 1835–39. Mit großer Geschäftskenntniß ausgerüstet, übernahm er im Jahre 1856 die Wallishausser’sche Buchhandlung, die er durch seine angestrengte Thätigkeit besonders zu heben wußte. Als Verlagsbuchhandlung der neuesten und interessantesten Werke jeglichen Inhaltes genießt das Geschäft unter diesem Chef einen besonderen Ruf, sowohl hier als im Auslande.“ [Dem hochlöblichen Gemeinderathe von Wien Hochachtungsvoll der Verfasser Moriz Bermann und Franz Evenbach. Wien 1861, S. 45.] Die Wallishaussersche Buchhandlung (Josef Klemm) im Spiegel der ÖBK In der Österreichischen Buchhändler-Korrespondenz finden sich neben den Anlündigungen von Neuerscheinungen auch Anzeigen, die sich mit dem Geschäftsablauf beschäftigen. Unter anderem finden wir folgendes Stellenangebot: 1122 3/1 So konnten mögliche Bewerber direkt angesprochen werden, da die Österreichische Buchhändler-Korrespondenz von den meisten Buchhandlungen bezogen wurde und somit auch den Angestellten zur Verfügung stand. Kommissions-Buchhandel Der Prager Buch-, Kunst- und Musikalienhändler Hugo Silber, der am 1. Juni 1861 das Geschäft von Ignaz Adolf Schaiba übernommen hatte, arbeitete in Leipzig mit Franz Wagner und in Wien mit der „löblichen Wallishausserschen Buchhandlung (Josef Klemm)“ als Kommissionär zusammen. [Anzeige von Hugo Silber in der ÖBK 1861, Nr. 18, 20. Juni 1861] Zu „Commissions-Besorgungen
auf hiesigem Platze“ empfahl sich die Wallishausser’sche Buchhandlung
(Josef Klemm) in den 1860er Jahren [ÖBK 1861, Nr.
1, 1. Januar, S. 8]. 1870 scheint Klemm den Commissionshandel
aufzugeben: Immer wieder spielte die Politik
bei Josef Klemm eine Rolle. 458 Interessant ist auch der Beitrag
über die Entscheidung des k. k. Landesgerichtes
zur Beschlagnahme verbotener Bücher am Zollamt. Das Thema wurde über
die Österreichische Buchhändler-Korrespondenz ausgetragen, um
es der Öffentlichkeit, besonders dem Buchhandel, bekannt zu machen. Betrachtet man nachfolgende Liste der österreichischen Journale, so ist die Steuerbelastung äußerst gering [ÖBK 1867, Nr. 3 20. Januar, S. 19]. „Verzeichniß der in Preußen steuerpflichtigen
(außerhalb Preußen erscheinenden) gangbarsten deutschen Zeitschriften
für 1867, sowie solche dem Buchhandel angehören.
Sind die anderen österr. Fach=Journale nicht steuerpflichtig oder werden in Preußen gar keine bezogen?“ Zusätzlich zu den Anzeigen einer normalen Buchhandlung werden auch folgende Artikel angeboten [ÖBK 1867, Nr 36. 20. Dezember, S. 331]: Wir debittiren: Auch ewrden u.a. anderem ein Lunarium und Umrechnungsmaschinen angeboten.
Auch in anderen Zeitungen inseriert Klemm häufiger:
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Politik Wie vorher erwähnt, war Joseph
Klemm schon 1848 mit der Politik verbunden. In den Jahren 1861–1874 gehörte
Josef Klemm als Liberaler dem Gemeinderat an, 1864 der Wasserversorgungs-
und Überschwemmungskommission, sowie 1865 der Stadterweiterungskommission.
Auch war er maßgeblich an der Beschlussfassung zum Bau der 1. Hochquellenwasserleitung
beteiligt. Zuerst war er Liberaler, dann wechselte er zur konservativen
sogenannten „Mittleren“ Partei, die ihn zu ihrem Obmann wählte. Zur Eröffnung der ersten Wiener Hochquell-Wasserleitung
wurden von Seiten des k.k. Hofes einige der maßgeblich beteiligten
Personen mit dem Franz-Josef-Orden ausgezeichnet, dem Rang entsprechend
in den verschiedenen Klassen. Die ersten Zeilen des Dokument lauten: Zu der Zeit befand sich das Rathaus
noch in der Wipplingerstraße 385 (heute Nr. 8), nur einige Gehminuten
von Klemms Buchhandlung am Hohen Markt entfernt. Um einen Einblick in
seine kommunalen Tätigkeiten im Gemeinderat zu geben, sind seine
Wortmeldungen, sei es bei Debatten oder als Anträge, über einige
Jahre als Link angeführt. Er belieferte außerdem die
Gemeinde mit Fachliteratur, wie aus einer Rechnung für das statistische
Büro über 61 fl.15 kr. vom 23.2.1877 ersichtlich ist. [WStLB
Sign. A2 180/1877 GRZ 848] Schon zur damaligen Zeit waren die Medien nicht zu unterschätzen. Denken wir an den Wienerwald und seinen Retter Josef Schöffel, der einen Pressefeldzug gegen die Ausholzung des Wienerwaldes einleitete. Schöffel brachte in Zusammenarbeit mit seinem Freund Josef Klemm am 20.4.1870 den Antrag gegen den Verkauf weiter Teile des Wienerwaldes ein. In der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler war Josef Klemm von 1866–1874 als Vorstand tätig, 1870–1878 als nö. Landtagsabgeordneter, Mitbegründer der Schriftstellervereinigung „Concordia“ und Mitglied verschiedener Wohltätigkeitsvereine.
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Klemm als Gründungsmitglied des Vereines öst. Buchhändler Da der Börsenverein in Leipzig nach Meinung vieler österreichischer Sortimenter (wie weiter unten in vollem Wortlaut zitiert) „excentrisch für den österreichischen Buchhändler“ war, suchten sie eine Standesvertretung, die ihr „Hauptinteresse im Innern, in Österreich selbst“ zu verfolgen hatte. Gründungsmitglied dieses „Vereins österreichischer Buchhändler“ war Josef Klemm. Er setzte sich zunächst für die Mitgliedschaft von Buchhändlern ein, die Konkursbetriebe übernahmen, denen der Zutritt sonst grundsätzlich verwehrt gewesen wäre. In der „Österreichischen Buchhändler-Korrespondenz“ (ÖBK), Nr. 3/4 vom 10. Februar 1860, findet sich dazu auf S. 11f. der ein Bericht über die zweite General-Versammlung der österreichischen Buchhändler in Wien.
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Korrespondenz Durch die Handschriftensammlung
der Wien-Bibliothek ist es möglich, einen Querschnitt der Korrespondenz
Josef Klemms zu erhalten. Wie auf jedem Gebiet war er auch hier sehr
bestimmend, wie wir schon bei der Korrespondenz mit Rosner gesehen haben.
Vom 29. Juli 1858 haben wir ein Antwortschreiben von Klemm an die Fa.
Keck & Co, es handelt sich um das Werk von
Prof. Winternitz über Buchhaltung. Dieses Werk ist im Verlag der
Wallishausserschen Buchhandlung 1859 erschienen, gedruckt wurde es bei
der Fa. Keck & Comp [genauere Beschreibung im Werksverzeichnis].
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Grillparzer An Hand der Unterlagen kann nachvollzogen werden, auf welche Art Josef Klemm den Verkauf der noch vorhandenen Grillparzerschen Werke und der Verlagsrechte vorbereitet hatte. Durch Grillparzers Ablehnung seines Vorschlages zum 80. Geburtstag muss Josef Klemm sehr verletzt gewesen sein. Ab diesem Zeitpunkt beschäftigt er sich mit den Honoraren Grillparzers und stellte verschiedene Aufstellungen zusammen [Wien Bibliothek-Handschriftensammlung, I. Nr. 30914]. So z.B. die Berechnungen für die 4-bändige Gesamtausgabe der Dramen Grillparzers, die er in einer Anzeige in der „Monatsschrift für Theater und Musik“ inserierte. Die Einschaltung zum Tode Franz Grillparzers in der Österr. Buchhändler Korrespondenz 1872, Nr 4. vom 27. Januar, S. 32 u. 33 lautet: + Grillparzer. Zu obigem Artikel in der Österr. Buchhändler
Korrespondenz, der sicher auf den Angaben Klemms bezüglich der Höhe
der Honorare fußt, wäre folgendes zu ergänzen. In seinen
Aufzeichnungen sind noch einige Bemerkungen dazu enthalten: Noch einmal zitieren wir Constantin von Wurzbach:
„Als nämlich 1871 die Grillparzer-Feier stattfand, wurde
die bis damals erschienene Gesammtausgabe der Werke des Dichters bemängelt
und als eine wenig würdige bezeichnet. Dieser Vorwurf traf natürlich
den Verleger, welcher eben Wallishausser ist, und zwar um so tiefer, als
man zu den Gründen der Abgeschlossenheit und Zurückgezogenheit
Grillparzers auch noch den einen hinzufügte, dass der Poet gegrollt,
weil er nicht eine würdige Ausgabe seiner Werke erlebt habe. Das
aber ist der Thatsache entgegengehalten durchaus unrichtig. Die Dinge
stehen nämlich so: Grillparzer weigerte sich beharrlich, eine Gesammtausgabe
seiner Werke zu veranstalten, aber nicht, wie es hie und da hieß,
weil er seinem Verleger grollte, sondern aus Motiven, die nicht hierher
gehören. Er hatte ja gar keinen Grund, mit seinem Verleger zu schmollen,
welcher den Dichter in einer Weise werth gehalten, wie Aehnliches bei
Verlegern jener Tage wohl kaum oft sich wiederholt haben dürfte."
[Constantin von Wurzbach, Biograph. Lexikon. Seite 275.] 1870 gibt Josef Klemm den Commissionshandel an Gerold weiter. 1872 verkauft er seine Grillparzerschen Verlagsrechte an Gerold. Josef Klemm ist jetzt 51 Jahre alt und scheint durch seine vielen Tätigkeiten etwas müde und überfordert gewesen zu sein, vielleicht war er auch schon krank. Eine Leidenschaft für den Alkohol war sicher auch noch vorhanden. 10 Jahre später, mit 61 Jahren, stirbt er verschuldet, trotz seiner Unermüdlichkeit und seines Fleißes. Wie sehr er sich auch für seine Mitmenschen eingesetzt hat – es ist vorbei und vergessen. Seine erste Gattin Josepha ist schon vor ihm gestorben. Er hinterlässt seine zweite Gattin Johanna und eine zahlreiche Nachkommenschaft. Es sind 7 Töchter und drei Söhne. |
Totenbeschauprotokoll Nachruf auf Josef Klemm in der „Neuen Freien Presse“ „Journalisten= und Schriftstellerverein
„Concordia“. Das „Concordia“ Mitglied, der Buchhändler und Zeitungsherausgeber
Herr Joseph Klemm, ist nach langem Leiden gestorben. Seine Collegen
werden gebeten, sich am 1. März um ¾ 3 Uhr Nachmittags zahlreich
vor dem Trauerhause (VI. Bezirk, Gumpendorferstraße Nr. 87) einzufinden,
von wo die Leiche in die St. Egydi=Kirche gebracht und dort eingesegnet
wird, und weiters dem Collegen dadurch die letzte Ehre zu erweisen,
daß sie ihm zu seiner künftigen Ruhestätte auf dem Central=Friedhofe
das Geleite geben. Seine Parte wurde in der k. k. Wallishausser´schen Buchdruckerei gedruckt. |