Claudio Sartori hat mit seinem Catalogo analitico
I libretti italiani a stampa dalle origini al 1800. Con 16 Indici analitici (Bertola & Locatelli, Cuneo 1990-1994)
eine große Lücke der italienischen klassischen Librettologie geschlossen. Er bietet die bisher umfassendste Aufstellung italienischer Libretti bzw. Operntextbücher von ihren Anfängen bis einschließlich dem 18. Jahrhundert in Europa und Übersee und liefert somit einen bemerkenswert großen Beitrag zur Opern- und Librettogeschichte. (In Übersee sind Mexico/Real Palacio, o.J. und Rio de Janeiro, o.J. als authentische Orte zu betrachten, hingegen handelt es sich bei Ispahan, Peking und Goa um fingierte Druckorte für Metastasio-Parodien aus Neapel, ca. 1776-1790).
Handgeschriebene Libretti wurden aus zwei Gründen nicht aufgenommen: Sie können bloße Kopien gedruckter Texte sein und sie sind laut Sartori keine Garantie für die Aufführung des Werks. Die mit dem Jahr 1800 festgesetzte Obergrenze erklärt Sartori damit, daß im 19. Jahrhundert Folgedrucke eines Werks immer häufiger mit der Erstversion identisch sind, während in Texten des 18. Jahrhunderts Änderungen bei Wiederaufführungen immer berücksichtigt wurden, bzw. in den technischen Seiten darauf hingewiesen wird. Da es manchmal zu kompletten Modifikationen von Szenen kam, war eine geänderte Auflage auch notwendig. Der Vergleich von verschiedenen Versionen hilft beim Verfolgen historischer Aspekte der Aufführungen, da in den Libretti im 18. Jahrhundert - im Gegensatz zu vielen des 19. Jahrhunderts - sehr häufig die Namen der Mitwirkenden im Vorfeld der Aufführung, auf der Bühne und Backstage Erwähnung finden (Sartori I, Vorwort, p. X).
Die Entstehung des Katalogs
Die Idee zu diesem umfassenden Catalogo resultiert aus dem Versuch, Ordnung und Vollständigkeit in das Feld der Librettologie des 17. und 18. Jahrhunderts zu bringen. Die im Vorwort (p. [IX]-XLIII) zum Catalogo genannten Kataloge großer Sammlungen - des Conservatoire Royal de Bruxelles durch Alfred Wotquenne (1901), der Library of Congress, Washington, durch Oscar George Theodore Sonneck (1913), des Liceo Musicale (heute Conservatorio di Musica), Bologna, durch Ugo Sesini (1943) - werden als informativ unausreichend und nicht kohärent bezeichnet, was die Auflistungskriterien betrifft. Dadurch kam es immer wieder zu Verwirrung (Sartori I, Vorwort, p. XI-XII).
Das Material dieser Sammlungen wurde nun von Sartori und zahlreichen mitarbeitenden Institutionen zusammengetragen und mit den notwendigen Zusätzen (Aufnahme der technischen Seiten eines Librettos in die Einträge) versehen. Dazu kamen Daten zu Librettodrucken von verschiedensten bibliographischen älteren Quellen - u.a. auch von Lione Allacci (Venezia, 1755), Corrado Ricci (Bologna 1888), Benedetto Croce (Napoli, 1891), Giovanni u. Carlo Salvioli (Venezia, 1903) - bis zu den jüngsten Publikationen - u.a. Pravoslav Kneidl (Praha, 1962-63), Eberhard Thiel (Frankfurt/Main, 1970), Irène Mamczarz (Paris, 1972), Saverio Franchi (Roma, 1988) - desgleichen von insgesamt 396 öffentlichen und privaten Bibliotheken (das RISM beispielsweise sammelte weltweit die Daten zu italienischen Libretti in Bibliotheken), sowie Kirchenarchiven. Somit konnte der Rahmen der vorher erwähnten Libretto-Sammlungen dank einer großen Zahl mitarbeitender Institutionen bei weitem verlassen werden. Es muß allerdings eingeräumt werden, daß nicht alle Institutionen den Katalog mit den vollständigen gewünschten Informationen versorgten oder aufgrund nachlässiger Inventarisation nicht versorgen konnten und die Einträge nicht immer Einheitlichkeit erlangten. (vgl. dazu Lücken der Katalogisierung bei den Libretti in deutschen Bibliotheken in der Albert Schatz-Collection.
Der Catalogo Sartori besteht aus sieben Bänden: Bd. I-V enthalten den Katalog der Librettodrucke, also den Titelkatalog (insgesamt 25437 Einträge zuzüglich 1185 Nachträgen), zwei Index-Bände lassen Raum für insgesamt 16 Auswertungen des Titelkatalogs.
Der Katalog bezieht - vor allem in den italienischen Texten - möglichst viel Information mitein. Angaben zu Dichtern, Komponisten, Interpreten, Bühnenbildern, Kostümen oder Balletten und begnügt sich somit bei weitem nicht nur mit dem Abdruck des Frontispizes. Sartori ist stets bemüht, sämtliche Bibliotheken zu nennen, welche ein Exemplar des jeweiligen Drucks verwahren.
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