Wallishausser´sche
Buchhandlung A. W. Künast, Inh. Paul Knepler
ÖNB Portraitsammlung Sign. 1935/295.382-D*R (Irrtum der ÖNB - dieses Bild ist wesentlich früher aufgenommen worden) |
Nun beginnt die Ära Paul Knepler. A.W. Künast zieht sich aus dem Geschäftsleben zurück und wir finden im Register für Einzelfirmen den neuen Eintrag: "am 31. Jänner 1905 Paul Knepler als nunmehriger Inhaber eingetragen" [WStLA Sign E/18, Pag. 85/ Fortl. Nr. 169/2]. Firmaprotokollierung im ÖBK: Gleich darauf folgt das erste Geschäftsrundschreiben im Februar 1905: Deutsche Bücherei Leipzig Bei der Übernahme der Buchhandlung
war Knepler 26 Jahre alt. Am 29.10 1879 wurde er in Wien geboren. Sein
Elternhaus war gut bürgerlich, sein Vater betrieb eine Meerschaumfabrik.
Paul Knepler hatte das Glück, aus einem sehr kulturell interessierten
Elternhaus zu stammen, Klavierunterricht, Theater-, Opern- und Konzertbesuche
waren eine Selbstverständlichkeit. Er scheint eine unbeschwerte Kindheit
genossen und als echter Wiener über viel Charme verfügt zu haben.
Nach Absolvierung der Handelsakademie übte er anschließend
den Beruf eines Bankbeamten aus, bevor er sich im Jahre 1900 als einjährig
Freiwilliger auf eigene Kosten auf 10 Jahre zum Militär verpflichtete.
Nachdem das Militär, wie bekannt, sehr penibel war, wissen wir heute,
dass Knepler 163 cm groß war, schwarze Haare, braune Augen, eine
große Nase und ein spitzes Kinn hatte. Er wurde zum Train (Versorgungstrupp)
eingeteilt. Bereits 1903 war er Leutnant der Reserve und wurde am 31.12.1912
vom Militär entlassen [Öst. Staatsarchiv, Kriegsarchiv,
Grundbuchsblatt]. Bücher, die Sprache, das Spiel mit dem Wort waren außer Musik Kneplers Leidenschaft. Er führte eine reichhaltige Korrespondenz, leider betrifft der Großteil eine Zeitspanne, die für uns nicht mehr relevant ist. Es gibt aus den Jahren 1907 und 1908 zwei Briefe Kneplers an Gustav Gugitz. Seine erste Textdichtung für die leichte Muse war bereits 1911 Josef Strauß´s op. 164 "Dorfschwalben aus Österreich". Der Beruf des Buchhändlers hatte bei ihm nicht mehr den gleichen Stellenwert wie bei seinen Vorgängern, obwohl er z. B. der Entdecker und Förderer Friedrich Schreyvogels war. Da A.W. Künast den Titel Hofbuchhändler 1905 ordnungsgemäß zurückgelegt hatte, Knepler jedoch weiterhin den Titel führte und deshalb gerügt wurde, suchte Dr. Winternitz im Namen seines Klienten 1913 um Verleihung des Hoftitels an, der ihm auch ohne weiters verliehen wird. Es ist die Zeit der Veränderung. Knepler war die künstlerische Gestaltung der Verlagsanzeigen wichtig, also werden sie im Jugendstil gedruckt (im Neuen Theater Handbuch 1905): ![]() Trotz allem hat die Wallishaussersche Buchhandlung ihren Höhepunkt überschritten. Es sind schwere Zeiten, 1914 bricht der 1. Weltkrieg aus. Die Krone verliert an Kaufkraft, der Buchhandel hat nicht mehr den Stellenwert wie noch vor 10 Jahren. Der Umsatz vermindert sich. Am 10.5.1912 übersiedelt die Buchhandlung innerhalb des Hauses, jedoch auf die linke Hausseite – Bauernmarkt 15. 1915 gibt es schon wieder eine neue Adresse: Lichtensteg 1, das Eckhaus zur Kärntnerstraße. Dieser neue Standort der Buchhandlung bleibt für einige Jahrzehnte bestehen.
Vorder- und Rückseite eines Lesezeichens als Verlagsreklame Mit dieser Anzeige wird auf die jahrzehntelange Tradition der Buchhandlung auf diesem Standrot verwiesen. Was man Knepler zu dieser unglücklichen Entscheidung veranlaßt haben, auf einen abwertenden Platzwechsel einzugehen? Der erste Weltkrieg beginnt und Paul Knepler wird
als Leutnant am 30.10.1914 zum Militär eingezogen. Mit gleichem Datum
scheint im Register der Einzelfirmen Elise Knepler als Prokuristin auf
[WStLA, Register der Einzelfirmen XVIII, Sign. E/18 Pag. 85]. Sie
übernimmt nun die Geschäfte in der Buchhandlung. Paul Knepler
wird bereits am 4.2.1915 zum Oberleutnant ernannt.
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Seit dem 8. Mai 1908 war Paul Knepler auch Mitinhaber der Firma Paul Knepler & Max Schlesinger, Buchdruckereifirma, Wien IX., Widerhoferplatz 3. 1916 scheint Paul Knepler noch als Mitinhaber auf. Obwohl Paul Knepler seit 1916 nicht mehr Inhaber der Wallishausserschen Buchhandlung, aber er verlegte noch immer Bücher mit dem Impressum:
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Paul Knepler widmete sich mehr und mehr dem Libretto. Er ging in die Emigration nach England und kam nach Kriegsende wieder nach Österreich zurück. Lesenswert ist die Korrespondenz zwischen Robert Stolz und Paul Knepler in der Emigration über den Wiederaufbau der Musikszene in Wien nach dem Ende des Krieges. Er hatte ein ausgesprochen interessantes Leben, leider ist es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, über ihn weiter zu berichten. Dies wäre eine eigene Arbeit. Um einen kleinen Überblick zu schaffen, führen wir den Artikel zur Würdigung seines 70. Geburtstages im „Neuen Österreich“ an: Ein Meister des Librettos. Von
Peter Herz. |