Interdisziplinärer Workshop
DIE KARWOCHE IN WIEN
Kreuzestheologie und Passionsfrömmigkeit in der Residenzstadt Wien von der Reformation bis zur Restauration (ca. 1500–1835)
15. März 2018, 14.00-18.45 Uhr
16. März 2018, 09.00-14.00 Uhr
Don Juan Archiv Wien, Trautsongasse 6/6, 1080 Wien
Abendprogramm am 15. März 2018.: Exkursion zur Kalvarienbergkirche in Hernals & Ausklang
Bericht unter dem Titel Ostern als "dramaturgischer Mehrakter" auf ORF.at
Die liturgische Ausgestaltung von Karwoche, Kreuzestheologie und Passionsfrömmigkeit durchliefen in der Zeit von der Reformation bis zur Restauration einschneidende Veränderungen. Der Beginn des Untersuchungszeitraumes setzt mit 1500 an, einer Zeit intensiver Passionspflege, um die Reaktionen der Reformatoren auf dieses Phänomen nachvollziehen zu können. Darauf wiederum reagierte das Konzil von Trient (1545–1563) im Allgemeinen und der 1540 gegründete Jesuitenorden im Speziellen. Es kam zu einer Neugestaltung der Liturgie ebenso wie zu neuen Formen von Gebet, Andacht und theatraler Inszenierung einer explizit katholischen Frömmigkeit.
Dies hatte auch für den Kaiserhof Konsequenzen, denn Humilitas, die Demut als Inszenierung des höchsten Herrschers als Sünder war fester Bestandteil der Pietas Austriaca und des Zeremoniells im liturgischen sowie semi-liturgischen Rahmen des Wiener Hofes. Die Verdichtung dieser religiösen Inhalte in den Liturgien der Karwoche war geradezu prädestiniert, um die Pietas des Hauses Habsburg in unterschiedlichen Bild- und Textmedien augenscheinlich werden zu lassen. Doch nicht nur der Hof, auch die Bürger – insbesondere die Bruderschaften – und kirchlichen Orden hatten maßgeblichen Anteil an der Gestaltung der Karwoche in der Residenzstadt Wien.
Gleichzeitig änderte sich die Ausrichtung von Kreuzestheologie und Passionsfrömmigkeit im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts. Beeinflusst war dies nicht zuletzt durch divergente innerkatholische Haltungen, die im Verlauf des 18. Jahrhunderts sowohl seitens der Kirche wie des Staates zu Reformen führten. Die massiven Einschnitte der josephinischen Reformen setzten der Passionsfrömmigkeit jedoch kein definitives Ende, was sich am Beginn des 19. Jahrhunderts in einem erneuten Aufblühen älterer Traditionen (teilweise auch in neuer Form) widerspiegelte.
Programm
Donnerstag, 15. März 2018
14.00–14.15 Uhr
Begrüßung
Matthias J. Pernerstorfer (Don Juan Archiv Wien)
Herbert Karner (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen, nachfolgend ÖAW, IKM)
14.15–15.30 Uhr
Religiöser Kontext – Liturgie und Kirchenlied
Moderation: Martin Scheutz
Matthias J. Pernerstorfer (Don Juan Archiv Wien):
Zur aktiven Beteiligung der Gläubigen an den Feierlichkeiten der Karwoche
Rudolf Leeb (Universität Wien, Institut für Kirchengeschichte, Christliche Archäologie und kirchliche Kunst):
Die Karwoche im Protestantismus
Anita Mayer-Hirzberger (Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien, Institut für Musikwissenschaften und Interpretationsforschung):
Das Kirchenlied im konfessionellen Vergleich
15.15–15.45 Uhr: Kaffeepause
15.45–17.00 Uhr
Liturgische und kommunikative Praxis
Moderation: Elisabeth Hilscher
Reinhard Gruber (St. Stephan, Domarchiv):
Quellen zur Karwochen-Liturgie in St. Stephan
Werner Telesko (ÖAW, IKM):
Wiener Fasten- und Karfreitagspredigten
Elena Holzhausen und Dagmar Sachsenhofer (Referat für Kunst und Denkmalpflege der Erzdiözese Wien):
Einsatz von Kunstwerken in der Zeit des "Triduum sacrum"
17:45–18:45 Uhr
Kalvarienbergkirche in Hernals (Exkursion)
Begrüßung
Pfarrer Karl Engelmann
Führung
Kornelia Holzner-Tobisch (ÖAW, IMAFO)
Anna Mader-Kratky – Werner Telesko
Freitag, 16. März 2018
9.00–9:15 Uhr
Begrüßung
Barbara Boisits (ÖAW, IKM)
9.15–10:30 Uhr
Zentrum und Vorbild – Der Kaiserhof
Moderation: Herbert Karner
Helmut Halb und Markus Jeitler (ÖAW, IKM):
Die Karwoche am Hof Leopolds I.
Anna Mader-Kratky (ÖAW, IKM):
Zur Berichterstattung über die Karwoche im Wienerischen Diarium
Elisabeth Hilscher (ÖAW, IKM):
Hofcurricula als Quelle musikalisch-religiöser Aktivitäten der Mitglieder des Kaiserhauses
10.30–10.45 Uhr: Kaffeepause
10.45–12.00 Uhr
Musikdramatik
Moderation: Elisabeth Hilscher und Matthias J. Pernerstorfer
Alfred Noe und Markus Jeitler (Universität Wien, Institut für Romanistik):
Die Libretti der Wiener "Sepolcri"
Thomas Hochradner (Universität Mozarteum Salzburg):
Offenes Geheimnis? Allegris Miserere erreicht Österreich
Jana Perutková und Vladimír Mañas (Masaryk-Universität Brünn, Institut für Musikwissenschaft):
Zwischen Wien und Mähren: Aspekte und Quellen zur Rezeption von Traditionen
12.00–12.15 Uhr: Kaffeepause
12.15–13.30 Uhr
Die Rolle der Klöster
Moderation: Matthias J. Pernerstorfer
P. Alkuin Schachenmayr (Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI Heiligenkreuz):
Die Karwoche in Prälaten-Klöstern
Janet Page (University of Memphis, Rudi E. Scheidt School of Music):
Music and Theater for Holy Week in Viennese Female Convents, ca. 1690–1740
Julia Strobl (Referat für Kunst und Denkmalpflege der Erzdiözese Wien):
Verinnerlichung und Meditation. Passionsfrömmigkeit und Kreuzesverehrung im Wiener Salesianerinnenkloster
13.30–14.00 Uhr
Schlussdiskussion
Konzept, Organisation und Veranstalter
Konzept & Organisation:
Elisabeth Th. Hilscher, Anna Mader-Kratky, Matthias J. Pernerstorfer und Werner Telesko
Veranstalter:
Insitut für kunst- und musikhistorische Forschungen (IKM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
Don Juan Archiv Wien