Don Juan Days
DON JUAN ZWISCHEN VERBOT UND BEFEHL:
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN DER ERBLÄNDISCHEN THEATERPRODUKTION IM 18. JAHRHUNDERT
Wien, 18. und 19. Mai 2012
Bei den ersten Don Juan Days am 5. und 6. November 2010 stellte eine internationale Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema „Viva la libertà“ – The Dissoluto punito’s Genesis and First Stagings (1787-1788) zur Diskussion. Der Charakter dieser Veranstaltung im kleinen Kreis, der durch Impulsreferate und ausführliche Diskussionen über die einzelnen Beiträge gekennzeichnet war, wird auch bei den Don Juan Days 2012 beibehalten. Zwei der diskutierten Themen sollen nunmehr vertieft und verbunden werden: die „Wiener Tradition“ des Don Juan und ihre rechtlichen Rahmenbedingungen.
Don Juan wurde im Laufe seiner literarisch-exegetischen Rezeption oft als gesetzlos oder als Anarchist bezeichnet, und dennoch ist seine (Bühnen-)Geschichte in nicht geringem Maß durch die rechtlichen Rahmenbedingungen der Theaterproduktion und -rezeption, also Maßnahmen des Staates bzw. der jeweiligen Gebietskörperschaft, geprägt. Damit sind allgemeine Gesetze – etwa zum Reiseverkehr, die für jede reisende Theatergesellschaft, besonders aber für die international agierenden Opernensembles von Bedeutung waren, oder zur Bauordnung, durch welche die szenischen Möglichkeiten einer Aufführung begrenzt wurden – ebenso gemeint, wie Vorschriften zur Regelung des Theaterwesens selbst. Letztere können sowohl fördernden wie verhindernden Charakter haben, wobei das Beispiel der Zensur zeigt, dass eine repressiv intendierte Institution sehr wohl kreative Prozesse auslösen kann – auch aufseiten des Zensors.
Im Mittelpunkt der Don Juan Days 2012 steht daher die Frage nach der Bedeutung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Wiener Tradition von Don-Juan-Stücken, die auf das Jahr 1660 zurückgeht und seit 1753 in dokumentarischer Kontinuität nachgewiesen ist.
Programm
18. Mai
13:00-14:00 Opening
H. E. Weidinger – Matthias J. Pernerstorfer
Matthias J. Pernerstorfer: Tour through the new premises of the Don Juan Archiv Wien
Daniel Schopper: Don Juan Texts Online
14:00-15:30 Early Viennese Tradition
H. E. Weidinger: “il Convitato di pietra molto bella comedia” – Vienna’s First Don Juan on 14 January 1660. With a View on Correlations of the Don Juan Versions given in Florence (c.1657), Paris (1658, 1669) and Laufen (since c.1691)
Reinhard Eisendle: 1716 – 1717 – 1752 – 1753 – 1758: Remarks on the Origin of the Popular Viennese Don Juan Tradition
16:00-18:30 Allerseelentradition
Ingo Rekatzky: Steinernes Gastmahl oder Bestrafter Wollüstling? – Die (Wiener) Don Juan-Tradition im Kontext von Kameralistik und Theaterzensur
Jennyfer Großauer-Zöbinger: Zu Karl von Marinellis Dom Juan (1783 – 1823)
Reinhard Eisendle: Don Juan als Schatten. Benedikt Anton Cremeri und das Allerseelenspiel (1787)
Beatrix Müller-Kampel: Entführer, Räuber, Vatermörder. Don Juan im deutschsprachigen Marionettentheater des 19. Jahrhunderts
19. Mai
10:00-12:00 Don Giovanni I
Ian Woodfield: The Trouble with Cherubino – the Prague Figaro in Late 1786
H. E. Weidinger: “vieleicht wird Sie doch in Wienn aufgeführt?”. Don Giovanni to be Performed at a Royal Wedding Scheduled for Prague in October 1787 – by Imperial Command, on the Impresarios’s Behalf or as the Composer’s Calculatio?
14:00-15:30 Don Giovanni II
Felicity Baker: Donna Elvira in the Da Ponte Poem
Magnus Tessing Schneider: Early Performance History of the Women in Don Giovanni in Prague and Germany
16:00-18:30 Rechtliche Rahmenbedingungen
Lisa De Alwis: Don Juan – Theater Censor Franz Karl Hägelin’s Treatment of a Singspiel by Mozart
Martin Nedbal: Enlightenment Censorship in Vienna as a Source of Artistic Inspiration: Beethoven’s Fidelio (1805) and the ‘Purging’ of Don Giovanni (1803) and Così fan tutte (1804)
Reinhard Eisendle: “Ob der Unterzeichnete ins Irrhaus gehörte, wird erst die Nachkommenschaft entscheiden”. Franz Karl Hägelin als Theaterzensor (im Amt 1770 – 1804)
Konzeption:
Hans Ernst Weidinger, Matthias J. Pernerstorfer, Reinhard Eisendle
Organisation:
Matthias J. Pernerstorfer