Vortrag
im
Don Juan Archiv Wien
Trautsongasse 6/6, 1080 Wien
24. Jänner 2017, 17 Uhr
WALTER PUCHNER (Athen/Wien)
Christos paschon
Passionsspiel oder christliche Tragödie?
Das byzantinische Passionspoem Christos paschon ist mit über 2.600 Versen der umfangreichste erhaltene dialogische cento. Thema ist die Passionsgeschichte vom Judasverrat bis zur Erscheinung Christi vor den Aposteln (Ungläubiger Thomas), dargestellt unter Rückgriff auf Passionsszenen aus der Bibel und apokryphen Quellen sowie Zitaten aus antiken Tragödien (Euripides, Aischylos), die ein Drittel des Umfangs ausmachen. Walter Puchner analysiert dieses Werk, das lange Zeit auf das 4./5. Jahrhundert datiert und meist Gregor von Nazianz zugeschrieben wurde, aus theaterwissenschaftlicher Perspektive, geht der Frage nach, worum es sich bei Christos paschon eigentlich handelt, und gewinnt daraus schlagkräftige Argumente für eine Datierung in 11./12. Jahrhundert.
WALTER PUCHNER (geb. 1947 in Wien) studierte Theaterwissenschaft an der Universität Wien und habilitierte ebenda (1977). In den Jahren 1977–1989 lehrte er an der Universität Kreta. Von 1990 bis 2011 war er als Vorstand des Instituts für Theaterwissenschaft an der Universität Athen tätig. Seine akademische Laufbahn umfasst u. a. Lehrtätigkeit an der Universität Wien, Gastprofessuren in Wien und Graz, sowie zahlreiche Vorträge an europäischen und amerikanischen Universitäten. 1994 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ernannt, 2001 wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen.